Zwischen Naturbeobachtung und Visionen von Levitation
- Wilkin Borrmann
- 2. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Die Faszination des Menschen für die Überwindung der Schwerkraft ist so alt wie die Geschichte selbst. Von mythologischen Flugmaschinen über Leonardo da Vincis Fluggeräte bis hin zu den Experimenten von Nikola Tesla und den modernen Überlegungen zu Skalarwellen – die Idee, dass Gravitation nicht nur eine starre, unveränderbare Kraft ist, zieht sich wie ein roter Faden durch Kultur und Wissenschaft.
In diesem Kontext tritt Wiktor Stepanowitsch Grebennikow (1927–2001) als eine schillernde Figur hervor. Der russische Entomologe und Naturforscher behauptete, durch die Strukturen bestimmter Insektenflügel auf eine Art „biologisches Feld“ gestoßen zu sein, das Levitation ermögliche. Diese Aussagen stehen zwar im Widerspruch zum etablierten physikalischen Konsens, haben aber seit den 1990er-Jahren eine treue Anhängerschaft inspiriert, die Grebennikows Beobachtungen mit den Hypothesen von Tesla und Konstantin Meyl in Verbindung bringt.
Doch was steckt hinter diesen Ideen? Und wie lassen sie sich aus heutiger Sicht einordnen?
Grebennikows Entdeckung der „Struktur-Effekte“
Der Biologe als Beobachter
Grebennikow war ursprünglich kein Physiker, sondern Entomologe. Er studierte Insekten, ihre Flügelstrukturen, Lebensräume und ökologische Zusammenhänge. In diesem Rahmen fiel ihm ein eigenartiges Phänomen auf: Bei bestimmten Käferarten besitzen die Deckflügel mikroskopisch feine Strukturen mit regelmäßigen Hohlräumen und Mustern, die in der Fachsprache als „photonic crystals“ vergleichbar wären – periodische Strukturen, die elektromagnetische Wellen beeinflussen können.
Er berichtete, dass diese Flügelstrukturen nicht nur Licht, sondern auch den Raum selbst auf ungewöhnliche Weise beeinflussten. Grebennikow sprach von „CSE“ – dem Cavity Structural Effect. Dabei beschrieb er subjektive Empfindungen wie Schwindel, Hitzegefühl oder das Empfinden, dass Gegenstände leichter würden, wenn sie sich in der Nähe dieser Strukturen befanden.
Die radikalste Behauptung Grebennikows: Er habe aus diesen Insektenflügeln eine Plattform konstruiert, die das Gewicht einer Person aufheben könne. Beschrieben wurde ein hölzernes Gerät, das mit einer Art „Kassette“ aus Insektenflügeln bestückt war. Laut seinen Berichten konnte er mit diesem Vehikel mehrere Meter über dem Boden schweben, ohne mechanischen Antrieb oder sichtbare Energiequelle.

Aus physikalischer Sicht ist dieses Szenario kaum plausibel. Nach heutigem Stand erzeugen biologische Strukturen keine Abstoßung von Gravitation. Was Insektenflügel jedoch nachweislich können: Sie besitzen nanostrukturierte Oberflächen, die Licht reflektieren und Wellenphänomene hervorrufen. In der Photonik gibt es intensive Forschung dazu, wie solche Strukturen in Solarzellen oder Sensoren genutzt werden können.
Einordnung im Kontext Nicola Tesla und Prof. Konstantin Meyl
Nikola Tesla experimentierte mit hochfrequenten Feldern und stellte Modelle und Theorien über drahtlose Energieübertragung auf, die auf Resonanzphänomenen basierten. Dabei sprach er auch von „Strahlungen“, die jenseits klassischer elektromagnetischer Modelle liegen könnten. Konstantin Meyl griff Teslas Ideen wieder auf und entwickelte seine Theorie der Skalarwellen bzw. Longitudinalwellen. Diese sollen in der Lage sein, Energie und Information nahezu verlustfrei über weite Distanzen zu transportieren – ein Konzept, das von der etablierten Physik dementiert wird, aber in alternativen Forschungsnetzwerken rege diskutiert wird.
Grebennikows Beschreibungen ähneln an manchen Stellen solchen Vorstellungen: Strukturen, die durch Resonanz und Geometrie eine Art Feld erzeugen, das mit Gravitation oder Raumenergie interagiert. Aus wissenschaftlicher Sicht soll es dafür keine gesicherten Nachweise geben – aber die Parallelen in der Sprache und der Symbolik sind unverkennbar.
Moderne Perspektiven
Was sagt die heutige Wissenschaft?
Nanostrukturierte Materialien können tatsächlich elektromagnetische Felder beeinflussen (z. B. Metamaterialien).
Levitationsphänomene sind real, aber auf bekannten Effekten beruhend:
Magnetische Levitation (Magnetschwebebahn)
Akustische Levitation (stehende Ultraschallwellen)
Optische Pinzetten (Lichtdruck von Lasern)
Biologische Levitation im Sinne Grebennikows bleibt dagegen angeblich unbestätigt.
Dennoch ist sein Werk inspirierend, weil es zeigt, wie Naturbeobachtung zu radikalen Hypothesen führen kann – und weil es Fragen aufwirft, die unser heutiges Wissen über Materialphysik, Resonanzen und Energieformen herausfordern.
Inspiration trotz Unsicherheit
Wiktor Grebennikow bleibt eine faszinierende Figur zwischen Naturforschung, Visionärstum und "pseudowissenschaftlicher " Legende. Seine Behauptungen über Levitation widersprechen zwar angeblich dem aktuellen Stand der Physik, doch sie regen dazu an, Naturphänomene genauer zu betrachten und interdisziplinäre Brücken zu schlagen: zwischen Biologie, Physik, Materialwissenschaft und Mathematik.
Im Zusammenspiel mit Teslas visionären Entwürfen und Meyls Skalarwellen-Modellen und Anwendungen entsteht ein Spannungsfeld, das zwar wissenschaftlich kritisch betrachtet wird, aber dennoch viele Menschen inspiriert, die Grenzen des Bekannten infrage zu stellen.
Vielleicht liegt der eigentliche Wert Grebennikows nicht in einem beweisbaren „Levitationseffekt“, sondern in der Erinnerung daran, dass Neugier, Naturbeobachtung und der Mut, ungewöhnliche Fragen zu stellen, der Motor jedes natürlichen Fortschritts sind.










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